heute lage er im Briefkasten. Klein weiss und hässlich. Ohne weiteren Vermerk, ohne äusserlich erkennbaren Absender oder sonstige Auffälligkeiten. Ich riss den Umschlag auf, als könnte ich es noch abwenden...
"Bundesamt für Einbürgerungen" fuhr er mich schon im Briefkopf an, um, Zeile um Zeile, die Illusion zu zerstören, dass es mir vielleicht anders ergehen könnte als den Anderen:
"An: Ayeesha Klein" "Überprüfung der Staatsangehörigkeit", "Bedenken bezüglich der Rechtmässigkeit nach §13-3 EinbG", "Migrantin 2. Grades", "zur Überprüfung der Rechtmässigkeit beizubringende Unterlagen", "DNA-Test", "ermächtigte Amtsärzte", "verwandschaftliche Verhältnisse", "Neuantrag erforderlich", "zur weiteren Klärung", "Aufenthaltsstatus bis auf Weiteres unverändert", " Integrationsnachweis erforderlich".
Die Schlagworte sprangen mich an, versetzten mir eine Ohrfeige, einen Schlag in die Magengrube, einen Tritt vor das Schienbein, dass ich mich krümmen musste. Irgendwie musste ich mich noch die Treppe in den zweiten Stock geschleppt haben. Zog ich den Schlüssel oder klingelte ich? Hatte ich Klaus den Brief hingehalten, als er mir die Tür aufmachte?
Sagte er: "Wenn alle Stricke reissen, gehen wir eben nach Frankreich"...?
Hatte ich genickt?
Hatte ich daraufhin etwas gesagt?
Verschwommen fiel mein Blick auf die Bilder an der Wand gegenüber: Sabine, Conny und Ayeesha bei der Rast auf der Radtour entlang der Donau, Klaus und Ayeesha auf einem Platz in Verona, Ayeesha in der Sonne am Seeufer ...Ayeesha in aller Schärfe.... auf einmal, so unendlich dunkel und anders...
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